14. September 2023 | Aktuelles

Startseite » Aktuelles » Die „Heidelbergerin“ Larissa Winter-Horn setzt auf Politik mit „gesundem Menschenverstand“ – Vor allem die Wirtschaft im Blick

Die „Heidel­ber­gerin“ Larissa Winter-Horn setzt auf Politik mit „gesundem Menschen­ver­stand“ – Vor allem die Wirtschaft im Blick

Unser Interview mit der Rhein-Neckar-Zeitung zur bevor­ste­henden Wahl 2024

von Alexander Wenisch

Die Atempause für die Heidel­berger Kommu­nal­po­litik ist kurz. Nach der Oberbür­ger­meis­terwahl im vergan­genen Herbst folgt schon die Gemein­de­ratswahl am 9. Juni 2024. Wie bereiten sich die Parteien und Wähler­initia­tiven darauf vor? Wie weit sind sie mit der Aufstellung der Listen und mit ihren Programmen? In der RNZ-Serie „Der Sommer vor der Wahl“ hat sich die Stadt­re­daktion bei den Kreis­vor­sit­zenden und Vorständen umgehört. Den Treff­punkt durften die Inter­viewten selbst aussuchen. Heute im Gespräch: Larissa Winter-Horn, Frakti­ons­vor­sit­zende der Wahlin­itiative „Die Heidel­berger“. Die 42-jährige gebürtige Heidel­ber­gerin ist Diplom-Designerin und lebt in Rohrbach.

Frau Winter-Horn, warum treffen wir uns hier, am Business-Develo­pment-Center in Kirchheim?

Weil Heidelberg für uns nicht nur die Innen­stadt ist. Wir legen unseren Fokus auf die Außen­stadt­teile, die oft etwas aus dem Blick geraten. Wir sind hier auf einer der Konver­si­ons­flächen, die von zentraler Bedeutung sind für die Zukunft der Stadt. Hier passiert einfach enorm viel was kennzeichnend ist für das, was wir auch für ganz Heidelberg für wichtig halten: Es entsteht neuer Wohnraum, Kitas in der Nachbar­schaft, hier steht die Großsport­halle und – auch ganz wichtig – Unter­nehmen und Start-ups siedeln sich an. Wir finden es erschre­ckend, wie wenig Bedeutung im Gemein­derat der lokalen Wirtschaft beigemessen wird.

Wie kommen Sie zu dem Befund?

In den zurück­lie­genden Haushalts­be­ra­tungen waren beispiels­weise wir die einzige Fraktion, die einen Änderungs­antrag einge­bracht hat, der die Wirtschaft fördert. Die Politik der Mehrheit des Gemein­derats ist derzeit eher wirtschafts­hemmend. Den Gewer­be­trei­benden werden zu oft Steine in den Weg gelegt.

Woran machen Sie das fest?

Etwa daran, dass bei Umbau­maß­nahmen Liefer­zonen nicht mit einge­plant werden oder, dass Flächen, die für die Wirtschaft vorge­sehen sind, umgewidmet werden. Eines ist doch klar: Wirtschaft in der Stadt generiert Steuer­ein­nahmen – Geld, dass dann erst in unser vielfäl­tiges kultu­relles, soziales Leben oder in die Vereins­arbeit inves­tiert werden kann.

Welches wird im Wahlkampf das Top-Thema der „Heidel­berger“ sein?

Neben den Themen, die hier auf der Konver­si­ons­fläche greifbar sind, steht für uns über allem die „Ermög­li­chungs­kultur“. Diese Grund­ein­stellung – in Verwaltung und Politik – würde allen Bürgern das Leben erleichtern. Wir erwarten, dass nicht zuerst aufge­listet wird, was alles nicht geht, sondern, dass lösungs­ori­en­tiert mit den Einwohnern und Unter­nehmen der Stadt zusam­men­ge­ar­beitet wird.

Wenn man sich die Gewer­be­ge­biete anschaut, hier direkt vor der Tür oder zum Beispiel etwas weiter „Im Bieth“ – ausge­lastet sind die Flächen nicht.

Heidelberg ist begrenzt in seiner Fläche, deshalb müssen wir strate­gisch mit dem verfüg­baren Platz umgehen. Auf unseren Antrag hin wird die Stelle eines Wirtschafts­flä­chen­ma­nagers einge­richtet, der aktiv auf Unter­nehmen zugeht. Wir müssen stärker Einfluss darauf nehmen, dass sich quali­tät­volles Gewerbe ansiedelt. Und der Gemein­derat sollte dies unter­stützen und nicht zerreden.

Die „Heidel­berger“ werden oft als Partei der Kirch­heimer, der Landwirte und Winzer gesehen. Was halten Sie dagegen?

Dass das nicht stimmt, wir sind über alle Bereiche breit aufge­stellt und in allen Stadt­teilen gut vernetzt und engagiert. Wir sind nah an den Menschen dran. Und wir setzen auf eine famili­en­freund­liche Stadt: Wir brauchen mehr Betreu­ungs­plätze, bezahlbare Gebühren und bürokra­tiearme Verfahren. Genauso wie Wohnraum für Familien finan­zierbar sein muss – und zwar auch für Normal­ver­diener, die es auf dem Heidel­berger Wohnungs­markt schwer haben, weil es nur geför­derten Wohnraum oder hohe Mieten gibt. Und bei der Schul­sa­nierung wiederum müssen wir schneller voran­kommen, das spart uns länger­fristig sogar Kosten. Entschei­dende struk­tu­relle Verän­de­rungen dafür haben wir im Doppel­haushalt auf den Weg gebracht und können im Herbst starten.

Rückbli­ckend auf die ausge­hende Legis­la­tur­pe­riode, was waren in Ihren Augen die Erfolge der „Heidel­berger“?

Wir sind die, die nicht nur Anträge stellen und andere auffordern, etwas umzusetzen. Wir sind Macher-Typen und sind uns nicht zu schade, auch mal anzupacken. Als die Kirchen angefangen haben, Kinder­ta­ges­ein­rich­tungen zu schließen, haben wir uns gekümmert und eine Fläche für einen neuen Kinder­garten in Rohrbach gesucht. Oder: Bei einer Baustelle in der Akade­mie­straße waren Geschäfte nicht mehr erreichbar. Da haben wir uns einge­setzt für die Gewer­be­trei­benden, damit die Verkehrs­führung verbessert wird. Im Moment bringen wir uns dafür ein, dass die ehemalige Disco „Nacht­schicht“ in Bergheim wieder für Jugend­liche geöffnet wird.

Im Moment haben Sie drei Sitze im Gemein­derat. Was wollen Sie tun, damit es mehr werden?

Der Gemein­derat ist im Moment von vielen morali­sie­renden Ideologen bestimmt. Dagegen wollen wir antreten mit gesundem Menschen­ver­stand – und bekommen dafür aktuell auch sehr viel Zuspruch von Bürgern, die verdrossen sind und mit den üblichen Parteien nichts mehr anfangen können. Wir sind guter Dinge, dass wir viert-stärkste Kraft im Gemein­derat bleiben und an Sitzen zulegen können.

In Ihrem Wahlpro­gramm von 2019 steht: Schnellst­mög­liche Anbindung des Neuen­heimer Feldes an die Autobahn. Wollen Sie weiterhin die „Fünfte Neckar­querung“?

Das ist weiterhin unser Ziel, ja.

Was halten Sie von der jüngsten Idee, eine Seilbahn ins Feld zu bauen?

Die Idee unter­stützen wir, weil jede Anbindung des Neuen­heimer Feldes nach Westen über den Neckar wichtig ist, um die Situation zu entlasten. Es wird oft gar nicht gesehen, welche Verkehrs­be­lastung die umlie­genden Stadt­teile haben. Beim Thema Verkehr sind wir mit der Entwicklung höchst unzufrieden.

Warum?

Es ist viel zu wenig passiert. 2019 haben wir ein schlüs­siges Fahrradwege-Konzept gefordert, das ist noch immer nicht reali­siert. Statt­dessen nur Stückwerk. Der ÖPNV-Ausbau stagniert, das tolle, günstige Bus-Ticket wurde jetzt wieder teurer gemacht und die Außen­stadt­teile sind zu schlecht angebunden. Gut wären auch Pendler­busse ins Umland. Ebenfalls bereits 2019 im Programm hatten wir das Thema Quartiers­ga­ragen: Wenn Parkplätze in größerem Stil wegge­nommen werden, muss eine Alter­native angeboten werden. Während wir zu Beginn für diese Forderung belächelt wurden, sind mittler­weile auch andere auf den Zug aufge­sprungen. Wir hoffen, dass das Thema auch ernsthaft umgesetzt wird. Oder schauen Sie hier vor die Tür: Da steht das Parkhaus neben der Großsport­halle direkt an der Speyerer Straße. Das könnte als erste große Park-and-Ride-Station dienen, wird so aber gar nicht beworben. Hier bräuchten wir ein Kombi-Ticket „Parken und ÖPNV“. Andere Kommunen kriegen das doch auch hin!

Hier der RNZ Bericht zum lesen:

Kommu­nalwahl 2024 Heidelberg: “Heidel­ber­gerin” Larissa Winter-Horn sieht sich als “Macher-Typen” — Heidelberg — Nachrichten und Aktuelles — Rhein-Neckar-Zeitung (rnz.de)