Wo wird die Fernwärme ausgebaut? Welche Art des Heizens wird für mein Stadtviertel empfohlen? Wie wird die Fernwärme vollständig grün? Aktuell arbeitet die Stadt Heidelberg unter Mitarbeit der Stadtwerke Heidelberg an einer kommunalen Wärmeplanung. Die kommunale Wärmeplanung legt fest, welche Versorgungsart für Heizung und Warmwasserbereitung in welchem Stadtteil in den nächsten Jahren vorgesehen ist. Über den aktuellen Stand der Planungen informierte die Stadt am Dienstag, 26. September 2023, im Rahmen einer Online-Öffentlichkeitsbeteiligung. Vertreterinnen und Vertreter des Umweltamts der Stadt Heidelberg, der Stadtwerke Heidelberg und des Planungskonsortiums aus „Enerko“, „ebök“ und „ifeu“ präsentierten den Plan, wie das komplette Stadtgebiet bis 2040 mit klimaneutraler Wärme versorgt werden kann. Auf der städtischen Website zur klimaneutralen Wärmeversorgung (www.heidelberg.de/waerme) ist die Präsentation bereits zugänglich.
Eine Schlüsselrolle wird dabei der beschleunigte Ausbau der Fernwärme spielen. Wird heute rund die Hälfte des Wärmebedarfs in Heidelberg durch Fernwärme gedeckt, sollen es zukünftig über 70 Prozent sein. Die restliche Wärme soll primär durch Erd- oder Luftwärmepumpen erzeugt werden. In den ebenen Bereichen von Heidelberg soll die Fernwärme bis 2040 weiter ausgebaut werden – in den kommenden Jahren vorrangig in dicht besiedelten Gebieten. Denn dort ist der Ausbau aufgrund des hohen Wärmebedarfs auf kleiner Fläche besonders kosteneffizient und mit der größten Einsparung von Treibhausgasen möglich. Nur mit sehr hohem Aufwand und zu hohen Kosten ist die Fernwärme dagegen dort ausbaubar, wo der Untergrund meist aus schwer lösbarem Felsen besteht und zudem die Höhenunterschiede im Stadtteil eine Hürde darstellen. Dies trifft für die Hanglagen der Stadt zu, vor allem für die östlichen Stadtteile Ziegelhausen und Schlierbach. Hier sind zur Wärmeerzeugung dezentrale Lösungen, vor allem Wärmepumpen, vorgesehen.
Eine der zentralen Herausforderungen, die es im Zuge des Fernwärmeausbaus sowie des Ausbaus neuer Erzeugungsanlagen zu lösen gibt, sei jedoch ihre Finanzierung. Die Stadtwerke Heidelberg engagieren sich, um zusätzliche Mittel etwa über die Beantragung von Fördergeldern zu beschaffen. Neben der Klärung der Finanzierung haben die Stadtwerke Heidelberg als weitere erforderliche Rahmenbedingungen aufgeführt, dass es für die Umsetzung der Pläne verfügbare Bautrupps, Baumaterialien und Installateure braucht. Unabhängig von der kommunalen Wärmeplanung forcieren die Stadtwerke Heidelberg den Fernwärmeausbau jetzt schon. So startet das Unternehmen ab Frühjahr 2024 mit einem verstärkten Ausbau im Stadtteil Neuenheim.
Gleichzeitig muss die Erzeugung der Fernwärme dekarbonisiert werden. Dekarbonisierung bedeutet, dass statt fossiler Brennstoffe wie Kohle, Erdgas oder Öl kohlenstofffreie, erneuerbare Energiequellen und unvermeidbare Abwärme genutzt werden sollen. Wie dieses Ziel erreicht werden soll, stellte Michael Teigeler vor: Bis 2030 soll die Erzeugung der Fernwärme also weitestgehend klimaneutral, bis 2035 komplett klimaneutral sein. Unter anderem ist geplant, Fluss- und Abwasserwärmepumpen zu errichten. Zudem wird der Anteil an grüner Fernwärme aus Mannheim weiter steigen. Die Stadtwerke Heidelberg haben dazu mit MVV aus Mannheim im Sommer 2023 einen neuen langfristigen Kooperations- und Liefervertrag geschlossen. Bereits im Oktober wird MVV am Rhein Deutschlands größte Flusswärmepumpe in Betrieb nehmen. Anteilig wird sie auch Heidelberg mit grüner Wärme versorgen.
Für die meisten Bürgerinnen und Bürger stellt sich als wichtigste Frage, welche Empfehlung die Wärmeplanung für die eigene Wohnung liefert. Alle Häuser an Straßen, in denen bereits heute Fernwärme liegt, sollten an das Wärmenetz angeschlossen werden. Ist zukünftig der Fernwärmeausbau im eigenen Stadtviertel geplant, lohnt es sich, die bestehende Heizung bis dahin weiter zu nutzen. Wo bereits absehbar ist, dass auch perspektivisch die Fernwärme nicht ausgebaut werden kann, kann frühzeitig der Einbau einer Wärmepumpe geplant werden. Die meisten Wärmepumpen nutzen Umgebungsluft zum Heizen. Wo Erdwärmepumpen möglich sind, lässt sich die Effizienz durch diese noch weiter steigern. Ein großflächiger Einsatz von grünem Wasserstoff oder Biomasseheizungen ist aufgrund schlechter Effizienz und limitiertem Angebot nicht ratsam und im Wärmeplan nicht vorgesehen.
Die Stadtwerke Heidelberg präzisieren derzeit ihre Planungen und werden diese auf ihrer Homepage bereitstellen. Der verständliche Wunsch vieler Gebäudeeigentümerinnen und Gebäudeeigentümer nach einer sofortigen verbindlichen Aussage zum Fernwärmeanschluss lässt sich leider für viele Gebiete noch nicht erfüllen. Vorher sind umfangreiche Arbeiten und Klärungen erforderlich, insbesondere zur technischen Planung (verfügbare Arbeitskapazitäten der Fachfirmen, Verkehrsführung während der Baumaßnahmen) sowie zur Finanzierung. Dies ist von Entscheidungen des Bundes zur Förderung des Fernwärmeausbaus abhängig. Deshalb wird die Ausbauplanung kontinuierlich konkretisiert und laufend darüber informiert. Interessierten wird in nächster Zeit eine Online-Möglichkeit bereitgestellt, den Stadtwerken Heidelberg ihr Interesse an einem Fernwärmeanschluss zu übermitteln.
Als nächster Schritt im Prozess der kommunalen Wärmeplanung folgt nun der Beschluss des Wärmeplans durch den Gemeinderat im November 2023. Über die jeweiligen konkreten Schritte der Umsetzung des Fernwärmeausbaus entscheidet der Aufsichtsrat der Stadtwerke Heidelberg.
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Tobias Dittmer im Auftrag der Stadtwerke Heidelberg